Italien im Herzen

Zu Fuß durch die Altstadt von Neapel

In den engen Gassen des centro storico schlägt das Herz von Neapel lauter und schneller. Während man über das Pflaster aus Lavagestein immer tiefer in die Geheimnisse des antiken Neapolis eindringt, wird man selbst zu einem Teil dieser lebensfrohen Stadt am Vesuv. Begleitet uns auf der Entdeckung einer der schönsten Städte Italiens.

Die Altstadt von Neapel ist ein enges Labyrinth aus Gassen, Kirchen und Häusern. (© Redaktion Portanapoli.com)

Die Altstadt von Neapel ist ein enges Labyrinth aus Gassen, Kirchen und Häusern. Mittendrin: das Kloster Santa Chiara (© Redaktion Portanapoli.com)

Neapel ist weltweit bekannt als Stadt der Pizza, Lebensfreude und Musik. Aber sie bietet noch viel mehr: Ihre jahrtausendalte Geschichte, grandiose Sehenswürdigkeiten und eine lebendige Volkskultur machen Neapel zu einem der aufregendsten Reiseziele in Europa. Und nirgends erlebt man die neapolitanische Kultur intensiver als in den verwinkelten Straßen des centro storico, das zum Weltkulturerbe der UNESCO und zu den bekanntesten Attraktionen der Stadt gehört. Wir fahren mit der U-Bahn Linie 1 zur Piazza Dante und beginnen unsere Spaziergang an der Port’Alba, einem der vier antiken Stadttore zur Altstadt. Gleich hinter dem Tor gelangt man zur hübschen Piazza Bellini mit eleganten Palazzi, einem beliebten Treffpunkt von Studenten und Künstlern. Dort sieht man auch die archäologischen Ausgrabungen der antiken Stadtmauer von Neapel.

Archäologische Ausgrabungen auf der Piazza Bellini (@ Redaktion Portanapoli)

Archäologische Ausgrabungen auf der Piazza Bellini (@ Redaktion Portanapoli)

Durch die Via San Sebastiano, einer Straße mit Mandolinen- und Musikgeschäften, laufen wir zur Piazza del Gesù Nuovo. Dort erwartet uns die Kirche Gesù Nuovo mit einem großen Geheimnis. Jahrhundertelang rätselte man, was die mysteriösen Symbole auf ihrer Fassade bedeuten, doch dann gab es eine große Überraschung: Hinter den Symbolen verbirgt sich ein Pentagramm, das sich in Musiknoten für ein sakrales Stück übersetzen lässt.

Obelisk an Piazza Gesù Nuovo

Eine der charakteristischsten Plätze in Neapel: Piazza Gesù Nuovo

Nun wird es Zeit für eine Pause und ein bisschen Entspannung. Eine Oase der Ruhe ist der Klostergarten des Konvents Santa Chiara, dem „Chiostro delle Maioliche mit zauberhaften Majolika-Dekorationen an Wänden, Pfeilern und Bänken. Auf den bunten Kacheln sieht man Zitronen, Weinreben und azurfarbene Landschaften, die den Klostergarten in ein Meer aus Farben verwandeln. Plötzlich haben wir das Gefühl völliger Abgeschiedenheit – und das mitten in der quirligen Altstadt. Vögel sonnen sich zwitschernd auf den Bäumen und nur vereinzelte Touristen machen einen Spaziergang durch einen der schönsten Kreuzgänge Kampaniens.

Aber etwas fehlt: ein leckeres Eis! Und dafür haben wir einen Tipp: In der Fabbrica Cioccolato Gay-Odin in der Via Benedetto Croce gibt es es köstliches Gelato aus feinster Schokolade. Unbedingt das „Gelato Fondente con Fave di Cacao“ aus zart schmelzender dunkler Schokolade mit Kakaosplittern probieren!

Das Leben kann so schön sein, besonders auf Neapolitanisch: „O‘ spass“ ist die neapolitanische Bezeichnung für salzige Knabbereien, die – na ja – eben einfach Spaß machen.

O'Spass (© Redaktion Portanapoli.com)

Geschäft mit O’Spass in der mit Lavasteinen gepflasterten Via dei Tribunali (© Redaktion Portanapoli.com)

Apropos Spaß: Immer wieder sieht man Pulcinella-Figuren in allen Größen, das ist die Symbolfigur des neapolitanischen Volkstheaters und der „Scherzkeks“ von Neapel. In der Altstadt haben wir sogar einen Schauspieler in einem Pulcinella-Kostüm gesehen. Pulcinella gilt als verfressen und gerissen – wahrscheinlich genau wie sein rot getigerter Freund auf dem Foto.

Erst am Eingang zu „Napoli sotterranea“ an der Piazza San Gaetano wird mir bewusst, dass wir schon den ganzen Tag über eine unterirdische Stadt laufen. Unter Neapel erstreckt sich nämlich ein kilometerlanges Labyrinth aus Höhlen, die im Laufe der Jahrhunderte als Kulträume, Zisternen und während des Zweiten Weltkriegs als Luftschutzbunker genutzt wurden. Die Höhlen entstanden durch den Abbau von Tuffstein, mit dem die darüber liegenden Häuser gebaut wurden. Abschnitte dieser unterirdischen Stadt können mit einer Führung besichtigt werden.

Schmale Gasse in der Altstadt

In den engen Gassen kommt man am besten zu Fuß oder mit der Vespa voran (© Redaktion Portanapoli.com)

Unsere nächste Etappe ist die Pizzeria Di Matteo in der Via dei Tribunali, eine der berühmtesten Pizzerien in Neapel. Besonders stolz ist sie auf ihren prominentesten Gast: Bill Clinton spazierte anlässlich des G8-Gipfels im Jahr 1994 mit seinen Bodyguards durch die Altstadt. Der damalige Pizzabäcker witterte seine Chance und bot dem Staatsmann einen Teigfladen an, welcher dieser genüsslich verspeiste. In der Pizzeria geht es ziemlich lebhaft zu und „O sole mio“ wird sogar live performt. Die Qualität der Pizza leidet aber keineswegs unter der touristischen Bekanntheit von Di Matteo. Einfach köstlich, riesig und dazu noch sehr preiswert ist die Pizza Margherita. Kein Wunder: Schließlich hat die Pizza in Neapel ihre Wurzeln – und darauf sind die Neapolitaner mächtig stolz!

Die riesige Pizza Margherita passt kaum auf den Teller (© Redaktion Portanapoli.com)

Die riesige Pizza Margherita passt kaum auf den Teller (© Redaktion Portanapoli.com)

Gestärkt durch die Pizza gehen wir weiter zu einer der berühmtesten Attraktionen Neapels, der Via Gregorio Armeno – auch bekannt als die Straße der Krippenbauer. Dort reihen sich die Kunsthandwerker bunt aneinander, denn die Weihnachtskrippe (presepe) hat in der Stadt am Vesuv eine lange Tradition. Sie unterscheidet sich stark von der alpenländischen Krippe, in der die Heilige Familie im Mittelpunkt steht. Vielmehr wird im presepe napoletano das Alltagsleben der Neapolitaner im 17. Jahrhundert gezeigt. Deshalb wird die Krippe bevölkert von Waschfrauen, bunten Marktständen, Fischhändlern und Pizzabäckern. Neben meisterhafter Handwerkskunst gibt es auch einige Kuriositäten zu bestaunen, etwa Angela Merkel oder den Fußballer Hamsik vom SSC Napoli als Krippenfiguren. Die stellt sich natürlich niemand in seine Krippe, aber sie ziehen die Blicke der Touristen auf sich.

Ein Highlight: die Krippenstraße Via San Gregorio Armeno! (© Redaktion Portanapoli.com)

Ein Highlight: die Krippenstraße Via San Gregorio Armeno! (© Redaktion Portanapoli.com)

In den Souvenir-Shops leuchten uns überall feuerrote Hörnchen entgegen, die gegen den gefürchteten bösen Blick schützen sollen. Sie sind ein beliebtes Mitbringsel, denn ein corno sollte unbedingt verschenkt werden, um seine „volle Wirkung“ zu entfalten. Die Neapolitaner sind ein abergläubisches Volk: „Es ist nicht wahr, aber ich glaube es“, sagt ein neapolitanisches Sprichwort. Nirgendwo in Italien treibt der Aberglaube so phantasievolle Blüten wie in der Stadt unter dem Vesuv.

Überall in Neapel werden die roten Hörnchen gegen den bösen Blick verkauft (© Redaktion Portanapoli.com)

Überall werden rote Hörnchen gegen den bösen Blick verkauft (© Redaktion Portanapoli.com)

Sehr lebendig ist in Neapel der Totenkult, was man in der Krypta der Kirche Santa Maria delle Anime del Purgatorio bemerkt. Dort liegen einige Totenköpfe von lange Verstorbenen, deren Seelen nach dem Volksglauben durch Gebete der Lebenden vor dem Fegefeuer gerettet werden können. Das geschieht aber nicht ganz uneigennützig geschieht. Wer durch die Gebete in den Himmel kommt, soll dort nämlich ein „gutes Wort“ für die lebenden Wohltäter einlegen.

Totenköpfe vor der Krypta der Chiesa Santa Maria delle Anime Purgatorio (© Redaktion - Portanapoli.com)

Totenköpfe vor der Krypta der Chiesa Santa Maria delle Anime Purgatorio (© Redaktion – Portanapoli.com)

Eben noch von Dunkelheit umfangen, kehren wir zurück ins pralle Leben. „Gibt Dir das Leben Zitronen, mach‘ Limonade draus!“ Oder noch besser: Limoncello! In der Likör-Fabrik.„Limoné“ wird der sonnengelbe Likör aus riesigen Zitronen hergestellt. Im Geschäft besichtigen wir das „laboratorio“, wo die Schalen der Zitronen in großen Fässern in Alkohol eingelegt werden. Die aromatische Spezialität des Hauses ist Crema di Limoncello, die hier traditionell mit Sahne statt Milch zubereitet wird. Doch in den Regalen findet man auch Lakritzlikör, Nusslikör und sogar Likör aus Rucola.

Von Neapel noch nicht genug? Wir auch nicht. Deshalb verlassen wir die enge Altstadt und berichten demnächst von unserem Ausflug an die sonnige Promenade, die Via Carracciolo.

Viele Infos über Sehenswürdigkeiten in Neapel: www.portanapoli.de 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert