Italien im Herzen

Buchtipp: „Italienische Weihnachten“, Hrsg. Klaus Wagenbach

Italienische Weihnachten ist nicht immer still. Dass die Heilige Nacht in Italien manchmal sogar ziemlich irre ist, könnte man nach dem Lesegenuss dieses Buches glauben.  Bekannte Autoren erzählen in „Italienische Weihnachten“ amüsante, verrückte und besinnliche Geschichten rund um „Natale“.

Bunt und vielfältig ist das italienische Weihnachtsfest: Da machen sich der Weihnachtsmann, das Christkind und die Hexe Befana bei der Beschenkung Konkurrenz. Während die verschneiten Weihnachtsmärkte im Norden zu besinnlicher Ruhe anhalten, blinkt im Süden fröhlich und aufgeregt die Weihnachtsbeleuchtung .

Gleich siebzehn bekannte italienische Autoren, darunter Andrea Camillieri, Luciano de Crescenzo, Italo Calvino und Alberto Moravia, erzählen in diesem Buch aus dem Wagenbach-Verlag phantasievolle Kurzgeschichten. Die sind längst nicht alle so besinnlich wie es das Foto vom stimmungsvollen Weihnachtsbaum auf dem roten Umschlag glauben machen könnte. Apropos Baum: In vielen Regionen Italiens wie z.B. am Golf von Neapel hat die Krippe eine lange Tradition. Und auch wenn der Weihnachtsbaum schon längst in den Wohnzimmern angekommen ist, gibt es „Krippenliebhaber und Baumliebhaber“. Die Zugehörigkeit zu einer der beiden Gruppen  ist für Bellavista in der Geschichte von Luciano de Crescenzo, gar „so entscheidend, dass sie (..) in den Personalausweis eingetragen werden müsste.“

Skurril geht es in Cavazzonis „Die Heiligen Drei Könige“  zu: Der Marxist Pelegatti ist zutiefst davon überzeugt, dass Jesus ein Außerirdischer und die Heiligen Drei Könige Killer sind.  Auch der gemeine Mr. Scrooge findet in den Geschichten einen Platz. Er wird vom Autor Dino Buzzati auf eine Seereise geschickt, bei der er dem hinterlistigen Weihnachtsgeist zu entkommen versucht. Es gibt jedoch auch magische weihnachtliche Momente, etwa in „Die Inselmusik“  von Laura Mancinelli.

Meine persönliche Lieblingsgeschichte ist  „Mit dem Paradies ist es vorbei“ von Gianni Celati, in der ein obdachloser Bettler Gott begegnet. Gott, „ein wortkarger Typ“, erklärt ihm, dass er die Menschen satt und das  Paradies abgeschafft habe. Denn er habe genug von  Leuten „die selbst im Jenseits noch eine gute Figur abgeben und Karriere machen wollten“ (S.125)

„Italienische Geschichten“ ist im September 2016  im unabhängigen Wagenbach-Verlag als „Salto“-Ausgabe erschienen: hochwertig in rotem Leineneinband, fadengeheftet und mit aufgeklebten Schildchen. Gesammelt hat sie der Herausgeber und Verleger Klaus Wagenbach persönlich.

Fazit: Wer gerne kurzweilige Geschichten liest und eine Alternative zu romantischem Lichterglitzer  und süßem Glockengeläut sucht, liegt mit diesem Buch richtig. Es eignet sich wegen der Kürze der Erzählungen sehr gut als Bettlektüre und ist ein ideales Weihnachtsgeschenk für Italien-Fans.

Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Wagenbach, Klaus
Hrsg.: Klaus Wagenbach
Erschienen: 23. September 2016

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