Italien im Herzen

Musik-Tipp: „Pompeji“ von Radoslaw Pallarz

Vor fast 2000 Jahren wurde die blühende Stadt Pompeji beim Ausbruch des Vesuvs zerstört. Heute fasziniert die Ausgrabungsstätte und ihre tragische Geschichte Millionen Besucher aus aller Welt. Der Komponist Radoslaw Pallarz gibt dieser Faszination nun eine Stimme:  In seinem Werk „Pompeji“ hat er antike Graffiti aus Pompeji in seine eigene musikalische Sprache übersetzt. Ein wunderbarer Genuss!

Stimmungsvolles Cover der Audio-CD "Pompeji" von Radoslaw Pallarz (© Navis Musik)

Stimmungsvolles Cover der Audio-CD „Pompeji“ von Radoslaw Pallarz (© Navis Musik)

Sie gehören zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Welt und werden jährlich von über drei Millionen Besuchern besichtigt: die Ausgrabungen von Pompeji am Golf von Neapel. 79 n.Chr. wurde die einst blühende Stadt beim Ausbruch des Vesuvs unter Aschemassen und Bimsstein begraben, viele Bewohner fanden ein schreckliches Ende. Erst 1500 Jahre später begannen die archäologischen Ausgrabungen von Pompeji und man legte Straßen, Häuser, Bordelle, gut erhaltene Fresken und Mosaikböden frei.

Dabei wurden auch Tausende Inschriften entdeckt, „Graffiti“, eingeritzt in Wände. Sie beschäftigen sich mit Glück, Liebe und Vergänglichkeit – Themen, die auch heute noch unser Leben bestimmen. Darunter sind üble Flüche, romantische Liebeserklärungen, aber auch Witze, Obszönitäten und Mitteilungen. Sozusagen ein antikes Social Network…

Diese antiken lateinischen „Graffiti“, Grabinschriften und die Dichtungen der römischen Epiker Vergil und Statius haben den Komponisten Radoslaw Pallarz dazu inspiriert, die Bewohner Pompejis „hörbar“ zu machen.

In diesem stimmungsvollen Video-Clip bekommt ihr einen Eindruck dieser wunderbaren Musik:

Das Werk für Sopran, Oboe, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Percussion wurde im Oktober 2014 in der St. Josef Kirche in Stuttgart aufgenommen. Gespielt wird es von Musikern des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart (seit September 2016 SWR Symphonieorchester).

Ganz nah am Herzschlag Pompejis

Leise beginnt die stimmungsvolle Musik des ersten Teils und entwickelt sich im zweiten Teil zu einem dramatischen Überlebenskampf. Einfühlsam interpretiert wird die Musik durch die wunderbare Stimme der Sopranistin Tabea Schmidt.

Das erste Stück hat seinen Namen von der Inschrift „FELIX HIC LOCUS EST“, „Glücklich ist dieser Ort“.  Man kann vermuten, dass die meisten Bewohner der herrlich gelegenen Stadt vor dem schrecklichem Vulkanausbruch  tatsächlich ein glückliches und wohlhabendes Leben führten. Das wird auch im Loblied des Dichters Vergil deutlich, das die fruchtbaren Gefilde am Fuße des Vesuvs preist.

Im zweiten Teil, der mit „VAE TIBI“, „Wehe Dir“ beginnt, treten deutlich die Themen Vergänglichkeit und Verzweiflung in den Vordergrund. Das Werk „Pompeji“ endet mit „CANTABVNT MIHI“, „Sie werden für mich singen“, und der Frage des römischen Dichters Statius, ob sich die Nachkommen wohl an die einst blühende Stadt erinnern werden.

Inschrift in Pompeji (© Navis Musik)

Inschrift in Pompeji (© Navis Musik)

Der Komponist Radoslaw Pallarz beschäftigt sich mit überlieferten Texten und Inschriften der Antike. Bei der Vertonung dieser Quellen bemüht er sich um eine Annäherung an die Menschen in ihrem historischen Kontext. Ich finde mit „Pompeji“ ist ihm das mehr als gelungen.

1973 wurde Pallarz in Oberschlesien (heutiges Polen) geboren und übersiedelte als Kind mit seiner Familie nach Deutschland. Anlässlich der Uraufführung seines geistlichen Werkes „Missa Millennium“ gründete er das Ensemble  „MEMORIA TENERE“. Regelmäßig ist er mit diesem Ensemble und Musikern des SWR Sinfonieorchesters zu hören. Seit 2011 leitet Pallarz die „Kinderkonzerte im Olgäle“, bei denen für die kleinen Patienten des Olgahospitals in Stuttgart musiziert wird. Dafür erhielt er 2015 den Preis „Stuttgarter des Jahres“.

Geheimtipp für musikbegeisterte Pompeji-Fans

Durch die Musik bekommt man einen, wie ich finde, geradezu mystischen Zugang zu den einstigen Bewohnern Pompejis, ihren Gedanken und ihrem Leben.  Sie ermöglicht eine gefühlte Zeitreise und trägt dazu bei, Pompejis Bewohner und Orte unvergesslich zu machen. Ich könnte mir die Musik besonders gut als inspirierenden Begleiter beim Wandern über das antike Straßenpflaster in Pompeji vorstellen. Aber vor allem schaffen die Stücke eine unergründliche,  inspirierende Atmosphäre.

Die Kompositionen sind meine unbedingte Empfehlung für Liebhaber stimmungsvoller Musik und Pompeji-Begeisterte!

Mehr Infos über Pompeji und Radoslaw Pallarz

Die Übersetzungen der altrömischen Texte werden im CD-Cover nicht angegeben, aber man findet sie auf der Homepage des Musiklabels NAVIS.

Die Audio-CD kann direkt bei Navis Musik bestellt werden. Dort gibt es auch viele Infos zur Komposition:www.navis-musik.de/musik/pompeji

Homepage des Komponisten: www.radoslawpallarz.com

Mehr über Pompeji gibt es auf: www.portanapoli.de/pompeji